Weinregion Attika
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Kaum eine Region Griechenlands steht so sinnbildlich für die Verbindung von Geschichte und Gegenwart wie Attika, das Weinland rund um Athen. Hier, wo schon in der Antike Dionysos verehrt und Wein als Kulturgut gefeiert wurde, behaupten sich heute Winzer zwischen Beton, Meer und Wind gegen schwierige Bedingungen – und formen daraus eine neue, ernsthafte Stilistik.
Die Rebflächen Attikas liegen ringförmig um die Metropolregion Athen, mit Schwerpunkten in der Mesogeia-Ebene (Ost-Attika) sowie weiteren kleinteiligen Parzellen, die sich leicht ansteigen – meist auf 90 bis etwa 350 Meter über dem Meeresspiegel. Diese Lagen profitieren von der Ventilation durch Meeresbrisen vom Saronischen Golf und der Ägäis sowie von abkühlenden Nordwinden.
Trotz der Nähe zu einer Millionenstadt arbeitet Attika nach wie vor landwirtschaftlich geprägt: viele kleine Familienbetriebe, häufig alte Rebbestände, keine industriell wirkende Monokultur. Das ist kein romantischer Topos, sondern eine strukturelle Realität dieser Region mit begrenzter Fläche. Die Balance ist dabei heikel: Boden wird knapp, Wasser ist endlich, aber die Weinberge, die bleiben, sind oft qualitativ besser gepflegt als man es dem Ruf der Region zutrauen würde.
Attika ist heiß, trocken, mediterran. Lange Vegetationsperioden, hoher Sonnendruck, niedrige Niederschläge im Sommer. Das begünstigt physiologische Reife, birgt aber auch das Risiko breiter, alkoholstarker Weine ohne Rückgrat. Genau hier wird der kühlende Einfluss der Winde entscheidend: die Nordwinde und der Einfluss der umgebenden Meere verhindern, dass die Trauben komplett „verkochen“. Damit können auch spätlese-orientierte Projekte und lagerfähige Weißweine mit Struktur produziert werden – nicht nur einfache, früh trinkbare Weine.
Die Böden sind überwiegend kalk- und kieshaltig, oft durchlässig, karg und stellenweise lehmig. Das heißt: wenig natürliche Nährstoffversorgung, kaum üppige Fruchtbarkeit, starke Durchwurzelungstiefe. Für alte Savatiano-Stöcke ist das nahezu ideal. Reben, die gelernt haben mit Trockenstress umzugehen, bringen reduzierte Erträge, konzentrierteres Lesegut und teils erstaunliche phenolische Reife bei gleichzeitig moderater Säureentwicklung.
Innerhalb der geschützten geografischen Angabe (PGI Attiki) lassen sich sensorische Unterschiede nachweisen. In manchen Lagen dominieren eher gelbe Frucht- und Blütennoten, in anderen zeigen sich Kräuter, leichte Nussigkeit oder ein herzhafter, leicht salziger Eindruck. Diese Differenzierung ist kein Marketingargument, sondern mittlerweile messbar in analytischen und sensorischen Profilstudien. Das ist wichtig, weil es Attika aus der „ein Wein schmeckt wie der andere“-Ecke herausholt und in Richtung klarer terroirbezogener Identität schiebt.
Attika ist in erster Linie Weißweinland. Es gibt Rotwein, ja – aber die kulturell und qualitativ identitätsstiftende Leistung kommt klar von den weißen Sorten.
Savatiano ist die Schlüsselsorte Attikas. Sie belegt den größten Teil der Fläche (teilweise wird von deutlich über zwei Dritteln der Gesamtrebfläche gesprochen, in manchen Quellen sogar nahe 90 % Anteil in klassischen Kernzonen). Diese Sorte ist trockenheitsresistent, altbewährt, historisch eng mit Attika und Retsina verbunden – und wird aktuell neu bewertet.
Stilistisch reicht Savatiano heute von unkompliziert-frisch (gelbe Früchte, Kräuter, leichte Phenolik) bis hin zu ernsthaften, strukturierten Abfüllungen aus sehr alten Reben, teils mit Ausbau im Holzfass. Die besten Beispiele zeigen, dass Savatiano kein „einfacher Schankwein“ sein muss, sondern Tiefe und Textur liefern kann.
Roditis ist eine traditionell verwendete weiße bis roséfarbene Sorte, häufig als Verschnittpartner. Sie bringt Säure und Frische. In Attika hilft Roditis dabei, einem Wein, der sonst breit werden könnte, mehr Spannkraft zu geben.
Assyrtiko, ursprünglich von Santorin, hat längst das Festland erreicht – auch Attika. Assyrtiko in Attika zeigt in der Regel präsente Säure, Zitrusprägung und mineralische Straffheit, wenn er sauber gelesen und temperaturkontrolliert vergoren wird. Das ist für Attika ein wichtiges Signal nach außen: Man kann hier nicht nur „den Hauswein vom Grill“, sondern auch präzise, kantige Weißweine von internationaler Ansprache.
Malagousia hat ein aromatisches Profil (reife Steinfrucht, Kräuter, florale Anklänge) und wird gern sortenrein ausgebaut. Diese Sorte hat in ganz Griechenland Karriere gemacht und ist in Attika ein Instrument, moderne, ansprechende, duftbetonte Weißweine zu zeigen, die sofort verständlich sind – auch ohne Vorkenntnisse griechischer Sorten.
Aidani ist rar in Attika, aber relevant als Nischen- und Spätlese-Option. Hier entstehen Kleinauflagen, teilweise mit leichtem Antrocknen des Leseguts. Das spielt eine Rolle im Süßwein- und Spezialitätenbereich.
Agiorgitiko und Mandilaria sind die traditionellen roten Rebsorten, die auch in Attika vorkommen, vor allem für Rosé-Ansätze oder leichtere, mittelgewichtige Rotweine. Ergänzt werden sie durch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Diese internationalen Sorten werden oft separat in wärmeren Parzellen angebaut oder in Cuvées eingesetzt, die im Holzfass ausgebaut werden. Ziel: Rotweine mit mittlerem bis hohem Anspruch und gastronomischer Einsetzbarkeit, nicht nur einfache Terrassenrotweine.
Die Lese in Attika ist gestaffelt und folgt der jeweiligen Reife- und Stilstrategie:
•Mitte bis Ende August
Frühreife rote Sorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon aus sehr warmen Parzellen werden früh gelesen, um Überreife und zu hohe Alkoholwerte zu vermeiden.
•Ende August bis Anfang September
Aromatische Weißweine wie Malagousia sowie frühe Assyrtiko-Parzellen. Hier geht es darum, die Frische im Kern zu halten und nicht in die Überreife abzurutschen.
•Anfang bis Mitte September
Savatiano in den klassischen Mesogeia-Lagen. Das ist die Hauptphase für die Sorte, die Attika definiert.
•Ende September
Spätlesen, optionales Antrocknen, Grundweine für Süßwein-Editionen oder Spezialcuvees (z. B. mit Aidani). Das sind eher Nischenprojekte, aber sie zeigen, dass Attika nicht nur Volumenwein liefert.
Diese Staffelung zeigt auch, wie sehr Wasserstress, Sonnenexposition und Mikroklima gesteuert werden müssen. Präzise Lese ist in Attika kein Luxus, sondern zwingend – sonst kippt der Stil.
Das ist die DNA der Region. Savatiano trocken, sauber vinifiziert, mit Kräuternoten, Gelbfrucht, dezenter Phenolik, meist ohne übertriebene Holzsignatur. In besseren Selektionen kommt Länge dazu und ein strukturierter Mund, der Lagerpotenzial andeutet.
Assyrtiko aus Attika kann sehr klar, sehr linear sein: Säurespur, salzige Anmutung, Zitrus. Diese Weine funktionieren bei Sommeliers, weil sie Essensbegleitung versprechen – Fisch, Salzzitrone, gegrillter Oktopus, aber auch modern interpretierte mediterrane Küche. Das macht Attika für Gastronomie außerhalb Griechenlands interessant.
Fruchtbetont, aromatisch, leicht zugänglich. Das ist die „Einstiegsdroge“ für ein Publikum, das neugierig auf Griechenland ist, aber nicht gleich die kantige Mineralik des Assyrtiko sucht.
Retsina ist traditionell ein Wein, der mit Kiefernharz aromatisiert wird – jahrzehntelang abgestempelt als rustikal, teilweise oxidativ, einfache Taverne. Genau hier passiert in Attika ein Kurswechsel. Saubere Grundweine, gezielte Harz-Dosierung, viel hygienischere Kellerarbeit. Ergebnis: ein klarer Stil mit feiner Harz-Note, nicht mehr dieser dominierende Terpentin-Schlag aus der Vergangenheit.
Retsina in dieser modernen Form ist inzwischen ein Aushängeschild. Das ist wichtig, weil es zeigt: Die Region versucht nicht, ihre Vergangenheit zu verstecken, sondern sie qualitativ aufzuwerten.
Kühl vergorene Rosés (z. B. Roditis- oder Mandilaria-basiert) sowie leichtere Rotweine aus Agiorgitiko/Mandilaria. Frischer, klarer Trinkstil, Stahl, kaum spürbares Holz. Diese Weine sprechen klar das jüngere Publikum und die urbane Szene an, das gern „griechisch, aber nicht schwer“ im Glas haben will.
Cuvées aus Cabernet Sauvignon, Merlot, teils Syrah. Hier geht es um Struktur, Tannin, längeren Ausbau. Diese Weine sind auf ein Publikum ausgerichtet, das Rotweinklassiker kennt und vergleichen möchte: also Käufer, die Bordeaux, Rioja, Toskana trinken und sich fragen, ob Attika auch „ernsthafte Roten“ liefern kann. Teilweise ja – wobei die Stilistik oft wärmer, reifer, dunkler ist.
Spätlesen, teilweise mit angetrocknetem Lesegut, häufig mikrovinifiziert. Das bleibt Nische, aber qualitativ relevant als Aushängeschild, gerade im Direktverkauf ab Weingut.
Familienbetrieb mit dokumentierter Weintradition seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Auffällig ist der Fokus auf alte Savatiano-Reben und die Kombination aus minimaler Intervention im Weinberg und zeitgemäßer, technisch sauberer Kellerarbeit. Wichtiges Signal: Der Betrieb füllt Savatiano nicht nur als „Hauswein“, sondern als ernsthaften, einzellagen- oder selektionsorientierten Weißwein ab (z. B. „Old Vines“, zum Teil auch Savatiano im Holz ausgebaut).
Bemerkenswert ist auch die umweltorientierte, bioklimatisch konzipierte Kellerei – nicht als Marketing-Märchen, sondern als klar dokumentiertes Architektur- und Energiekonzept. Das positioniert das Gut international seriös, gerade bei Importeuren, die Transparenz und Nachhaltigkeit einfordern.
Ein weiterer Familienbetrieb, geführt von drei Brüdern, der Savatiano in mehreren Ausprägungen zeigt: von frisch und stahlig bis hin zu naturbelassenen Interpretationen. Zusätzlich arbeitet Mylonas mit Assyrtiko vom Festland und minimal-interventionistischen Varianten (wenig Schwefel, spontane Vergärung). Dass einzelne Savatiano-Abfüllungen inzwischen im gehobenen Punktespektrum international auftauchen, zeigt, dass Attika ernst genommen wird – nicht nur lokal, sondern zunehmend auch vom Fachhandel.
Traditionsreiches Haus, das den Schritt von klassischem Retsina und eher robusten Alltagsweinen hin zu sauberer, differenzierter Stilistik vollzogen hat. Markou steht beispielhaft für die „zweite Linie“ in Attika: Betriebe, die weder Boutique-Image noch Massenvolumen suchen, sondern konsequent zeigen, dass Savatiano, moderne Retsina und frische Weißweine aus Attika gastronomisch anschlussfähig sind – auch außerhalb Griechenlands.
Diese drei Häuser repräsentieren drei Strategien:
•Terroir-betonte, alte Reben (Papagiannakos)
•Sorten- und Stilbreite plus Naturwein-Ansatz (Mylonas)
•Tradition neu geordnet und marktfähig gemacht (Markou)
Die Träne der Olive steht für ein Sortiment, das wir selbst auswählen und verantworten. Wir arbeiten nur mit Produkten, hinter denen wir persönlich stehen. Das betrifft alle Bereiche: Wein, Olivenöle, Essige, Oliven und weitere Feinkost.
Die Auswahl treffen Christos und Dimitra gemeinsam. Für Christos spielt seine Erfahrung eine große Rolle. Er hat viele Jahre in Berlin, München und Wiesbaden gearbeitet – sowohl in der Küche als auch im Service. Dadurch kennt er die Anforderungen, die gute Produkte im Alltag erfüllen müssen.
2017 absolvierte er im Weingut Costa Lazaridis in Griechenland eine Weinschulung, die ihm zusätzliche Einblicke in die Arbeit moderner griechischer Weingüter gegeben hat.
Zum Thema griechischer Wein sagt Christos:
„‚Griechischer Wein‘ kennt jeder als Lied. Aber mit dem heutigen Wein aus Griechenland hat das nichts zu tun. Die Qualität hat sich deutlich weiterentwickelt. Viele Weingüter arbeiten heute stabil, klar und auf einem Niveau, das international ernst genommen wird.“
Unser Grundsatz ist klar:
Wir führen nur Produkte, von denen wir selbst überzeugt sind.
Jedes Produkt wird probiert, verglichen und bewusst ausgewählt. Es kommt nichts ins Sortiment, das wir nicht selbst empfehlen würden.