Ca’ De’ Medici
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Kaum ein italienischer Wein hat ein so zwiespältiges Image erlebt wie der Lambrusco. Einst Inbegriff des süßen Exportweins, dann jahrzehntelang unterschätzt, erlebt er heute – vor allem durch Produzenten wie Ca’ De’ Medici – eine bemerkenswerte Renaissance.
Ca’ De’ Medici ist in der Provinz Reggio Emilia verwurzelt – nicht als romantisierter Landbetrieb, sondern als regional verankerter Qualitätsproduzent mit klarer Stilistik. Die Zone zwischen Po-Ebene und den ersten Ausläufern des Apennin liefert die Grundlage: fruchtbare, kalk- und lehmhaltige Alluvialböden, die Wasser speichern, aber keine Breite in die Weine drücken. Genau diese Böden geben den Lambrusco-Weinen Druck, Saft und ein stabiles Säuregerüst.
Das Klima ist kontinental geprägt: warme Sommer, genügend Feuchtigkeit über das Jahr, keine extremen Höhenlagen. Das ist kein karges Heldenterroir. Das ist Emilia-Romagna – produktiv, konsistent, zuverlässig. Und gerade darin liegt die Stärke dieses Stils.
Der Ursprung ist handfest: Ende des 19. Jahrhunderts beginnt die Familie Medici Wein auszuschenken, erst lokal, dann systematischer. 1890 gründet Remigio Medici „Remigio Medici & Figli“. Bereits 1911 wird das Haus in Rom prämiert – also lang, bevor Lambrusco zu einem Massenphänomen wurde. Diese frühe Qualitätseinordnung ist wichtig, weil Ca’ De’ Medici nie in die reine Süßwein-Schiene der Exportjahre der 70er/80er abgerutscht ist, sondern immer den Anspruch formuliert hat: Lambrusco als ernstzunehmender Wein.
Heute steht die fünfte Generation in der Verantwortung. Die Haltung ist klar formuliert: Lambrusco aus Reggio Emilia soll wieder als Herkunft mit Anspruch wahrgenommen werden – trocken, sauber vinifiziert, klar positioniert. Dazu gehört Kellertechnik auf aktuellem Stand, kontrollierte Gärführung, aber auch Energie- und Ressourcenkontrolle. Photovoltaik auf dem Dach ist hier kein Marketing-Schlagwort, sondern Teil der Produktionsrealität.
Die Parzellen rund um Reggio Emilia bringen keine extrem mineralisch geprägten, kantigen Weine hervor. Sondern Weine mit Volumen, reifer roter Frucht und moderaten Gerbstoffen. Genau diese DNA wird bei Ca’ De’ Medici bewusst herausgearbeitet und nicht kaschiert.
Die zweite Gärung findet – klassisch für hochwertigen Lambrusco moderner Schule – überwiegend im Drucktank statt (Charmat-Verfahren). Das sichert Frische, feinere Perlage und Primäraromatik. Wichtig: Es geht hier nicht um ein „Billig-Prickeln“, sondern um gezielte Textur. Längere Maischestandzeiten geben den Weinen Farbe, Griff und ein fleischigeres Gerbstoffgerüst. Das Ergebnis: Frucht, aber nicht beliebig. Perlage, aber nicht banal. Das ist der Kern der Stilistik.
Ca’ De’ Medici arbeitet im Kern mit den Reggio-Emilia-Sorten, die den Lambrusco historisch definiert haben:
•Lambrusco Salamino – hohe Farbdichte, Veilchen, rote Früchte, feine Bitterkeit im Abgang. Diese Sorte liefert Spannung und visuelle Tiefe.
•Lambrusco Marani & Lambrusco Maestri – bringen Körper, Volumen, Mundfülle. Das sind die Bausteine für Weine, die in der Textur überhaupt erst als „trocken, aber nicht hart“ funktionieren.
•Ancellotta – wichtig für Farbintensität und dunkle, kirschige Tiefe. In Cuvées oft kleiner Prozentanteil, aber hoher Effekt im Gesamtbild.
•Malbo Gentile & Cabernet Sauvignon – gezielt eingesetzt, insbesondere in volleren IGT-Cuvées, die internationaler ausgerichtet sind, mit dunkler Frucht, weicherer Tannintextur und weniger klassischem Lambrusco-Biss.
Die Lese erfolgt selektiv zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Ziel ist ein sauberer Säure-Frucht-Punkt, nicht maximale Zuckerreife. Das ist entscheidend für trocken ausgebaute Versionen, weil zu späte Lese bei Lambrusco die Vitalität nimmt.
Wer Lambrusco immer noch reflexhaft mit „süß und rot-derb“ verbindet, bekommt bei Ca’ De’ Medici eine Korrektur.
Die trockenen („secco“) Partien zeigen eine klar definierte Aromatik von roten Beeren, Sauerkirsche, Veilchenblüte, manchmal ein Hauch Kräuterwürze aus der Schale. Wichtig ist hier die Perlage: kein aggressives Sprudeln, sondern ein feiner, anhaltender Druck am Gaumen, der die Frucht hebt und gleichzeitig das Tannin polstert. Das ist als Essensbegleiter absolut ernstzunehmen – insbesondere zu salzhaltigem, proteinbetontem Essen aus der Region wie Prosciutto di Parma, Parmigiano Reggiano oder geschmorter Schweineschulter.
Die Botschaft des Hauses ist nicht „Lambrusco für jeden Moment“, sondern „Lambrusco als präzise Stilentscheidung zu Fett, Salz, Umami“. Das ist eine Rückbesinnung auf die kulinarische Logik der Emilia-Romagna und kein Versuch, Lambrusco zum Prosecco-Ersatz umzuerziehen.
Ca’ De’ Medici füllt rund 250.000 Kisten jährlich und exportiert in mehr als 30 Länder. Das ist kein Nischenbetrieb, aber auch kein anonymes Industrievolumen. Das Sortiment ist gegliedert in klar definierte Typologien:
Die stilistische Ansage des Hauses. Trocken, tief rubinrot, dichter Körper, feine Perlage. Grasparossa bringt hier dunklere, reifere Frucht, leichte Würze, subtile Bitterkeit im Finish. Das ist der Wein, der aktuell am klarsten zeigt, dass Lambrusco in der Top-Kategorie strukturiert, gastronomisch relevant und lagerfähig über 2–3 Jahre sein kann. Dieser Wein wird regelmäßig als Aushängeschild geführt und auch außerhalb Italiens von Kritikern positiv bewertet, etwa von Stimmen wie Jancis Robinson, die Lambrusco in dieser Ausbaurichtung als ernsthaften Rotwein mit Kohlensäure einordnet statt als Partyschaum.
Cuvée aus Marani, Maestri und Salamino. Hier geht es um Harmonie und Rebsortentypizität der Region Reggiano DOC: saftige rote Frucht, präsenter, aber runder Tanninrahmen, saubere Säureführung. Ein klassischer Reggio-Emilia-Lambrusco, bewusst weniger kantig als die Grasparossa-Secco-Variante, dafür sehr trinkanimierend bei Tisch.
Cuvée mit ca. 60 % Salamino, ergänzt durch Ancellotta, Malbo Gentile und Cabernet Sauvignon. Das ist der „moderne“ Arm des Hauses: dunklere Aromatik (reife Kirsche, Brombeere), weichere Konturen, druckvoller Gaumen. Zugänglich, fast samtig. Diese Stilistik bewegt sich stärker in Richtung internationaler Rotweinerwartung, nur eben mit Perlage. Für ein Publikum, das weniger Säure und mehr Fülle sucht.
Hellere Frucht, florale Anklänge, sehr feine, cremige Perlage. Das ist die kontrolliert-verspielte Seite des Portfolios: klar, duftig, aber nicht belanglos. Technisch sauber vinifiziert und auf Frische getrimmt. Funktioniert hervorragend im Aperitivo-Kontext, ohne ins Banale abzurutschen.
Alle Linien tragen erkennbar dieselbe Signatur: definierte Frucht, klarer Alkoholrahmen, keine wackelige Restsüße, die Schwächen kaschieren soll.
Ca’ De’ Medici lebt nicht von einer medial vermarkteten Kellermeisterfigur. Die Marke ist die Familie. Die Kompetenz sitzt intern: Leseentscheidungen, Gärführung, Cuvéetypologie. Erfahrung ist hier nicht Storytelling, sondern Produktionssicherheit über Generationen. Das Haus positioniert sich damit eher wie ein qualitätsorientiertes Familienweingut aus der Emilia-Romagna als wie ein international inszeniertes „Signature-Winemaker“-Projekt.
Das ist gerade im Lambrusco-Segment bemerkenswert, weil viele Konsumenten bisher gelernt haben, bei Schaumwein auf einzelne Namen (Winemaker, Kellermeister, Prestige-Cuvée) zu achten. Ca’ De’ Medici dreht das um: Hier gilt Herkunftslogik, nicht Ego-Logik.
Wenn man nur einen Wein dieses Produzenten probiert, um zu verstehen, wohin Lambrusco heute gehen kann, dann diesen. Strukturiert, trocken, konzentriert, druckvoll. Rubinrot mit violettem Rand, feine, dichte Perlage, kein klebriger Restzucker. Am Gaumen dunkle Kirsche, etwas Veilchen, ein Hauch Kräuterbitterkeit – dieser sehr leichte Bitterimpuls ist wichtig, weil er den Wein nicht süßlich abklingen lässt, sondern straff auslaufen lässt. Genau dieser Stil ist der Gegenentwurf zum Lambrusco-Klischee der 80er.
Die Träne der Olive steht für ein Sortiment, das wir selbst auswählen und verantworten. Wir arbeiten nur mit Produkten, hinter denen wir persönlich stehen. Das betrifft alle Bereiche: Wein, Olivenöle, Essige, Oliven und weitere Feinkost.
Die Auswahl treffen Christos und Dimitra gemeinsam. Für Christos spielt seine Erfahrung eine große Rolle. Er hat viele Jahre in Berlin, München und Wiesbaden gearbeitet – sowohl in der Küche als auch im Service. Dadurch kennt er die Anforderungen, die gute Produkte im Alltag erfüllen müssen.
2017 absolvierte er im Weingut Costa Lazaridis in Griechenland eine Weinschulung, die ihm zusätzliche Einblicke in die Arbeit moderner griechischer Weingüter gegeben hat.
Zum Thema griechischer Wein sagt Christos:
„‚Griechischer Wein‘ kennt jeder als Lied. Aber mit dem heutigen Wein aus Griechenland hat das nichts zu tun. Die Qualität hat sich deutlich weiterentwickelt. Viele Weingüter arbeiten heute stabil, klar und auf einem Niveau, das international ernst genommen wird.“
Unser Grundsatz ist klar:
Wir führen nur Produkte, von denen wir selbst überzeugt sind.
Jedes Produkt wird probiert, verglichen und bewusst ausgewählt. Es kommt nichts ins Sortiment, das wir nicht selbst empfehlen würden.