Weingut Brigaldara

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Zwischen Verona und den sanften Hügelzügen der Lessinischen Alpen liegt eine der charaktervollsten Weinlandschaften Norditaliens – die Valpolicella Classica. Hier, wo kalkhaltige Böden auf mediterranes Klima treffen, hat sich über Jahrhunderte eine Weinkultur entwickelt, die Tradition und technische Präzision gleichermaßen verkörpert. Kaum ein Weingut repräsentiert diese Balance so eindrucksvoll wie Brigaldara.

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Herkunft & Geschichte

Nur wenige Kilometer nordwestlich von Verona, am Eingang des Marano-Tals, liegt Brigaldara. Die Landschaft ist klassisch Valpolicella: Trockenmauern, natürliche Terrassen, Olivenbäume zwischen den Reben. Das Weingut wird erstmals im 13. Jahrhundert als Landgut mit Reben und Oliven erwähnt. Diese historische Kontinuität ist kein Marketing-Detail, sondern relevant für das heutige Selbstverständnis: Brigaldara sieht sich nicht als moderner Investor im Gebiet, sondern als Teil der gewachsenen Kulturlandschaft.

Seit 1929 ist Brigaldara im Besitz der Familie Cesari. Entscheidende Figur dieser Entwicklung ist Stefano Cesari. Unter seiner Leitung wandelte sich Brigaldara von einem regionalen Weingut zu einer Referenzadresse der Valpolicella Classica. Wichtig: Dieser Wandel passierte nicht über Holz, Extraktion und Parker-Stilistik der 1990er, sondern über klare Strukturarbeit – im Weinberg wie im Keller.

Terroir & Lagenprofil

Brigaldara bewirtschaftet etwa 47 Hektar Reben (innerhalb eines Gesamtbesitzes von über 120 Hektar Land), verteilt auf unterschiedliche Höhenstufen zwischen ca. 150 und 250 Metern über dem Meeresspiegel. Diese Höhenlage ist ein technischer Faktor, kein Romantismus: Sie bringt kühlere Nächte, langsamere Reife, kontrolliertere Zuckerbildung und stabilere Säure.

Böden

Die Böden sind heterogen – Kalk, Lehm, sandigere Einschübe, fossile Sedimente. Das bedeutet in der Praxis:
•Kalkhaltige und steinigere Lagen → straffer Bau, mehr Tannin-Grip, ideal für Amarone-Ansätze.
•Lehmigere Lagen im Talbereich → saftige Frucht, offeneres Tannin, gut für Valpolicella und Ripasso.

Charakteristisch für die klassische Valpolicella sind die „marogne“: Trockenmauern, die Terrassen halten, Erosion bremsen und Wärme speichern. Brigaldara arbeitet weiterhin mit diesen Strukturen, das ist weinbaulich relevant, weil es Wasserhaushalt und Wurzelstress steuert – ein Punkt, der in heißen Jahrgängen stark an Bedeutung gewinnt.

Mikroklima

Der Einfluss der Lessinischen Berge sorgt für Frischluftströme ins Marano-Tal. Tagsüber kommt Wärme aus der Poebene, nachts fällt die Temperatur spürbar. Dieses Tag-Nacht-Gefälle stabilisiert die Phenolik der roten Rebsorten und hält aromatische Klarheit. Das Ergebnis ist kein Marmeladen-Amarone, sondern ein Wein mit Dichte plus innerer Spannung. Genau darauf baut Brigaldara seinen Stil.

Rebsorten & Arbeit im Weinberg

Brigaldara setzt konsequent auf autochthone Sorten: Corvina, Corvinone, Rondinella, dazu kleinere Anteile von Molinara und Oseleta. Internationale Sorten spielen keine Rolle. Das ist ein bewusstes Statement: Wer Brigaldara kauft, kauft Valpolicella-Identität, nicht Cabernet-Interpretation.

Die Lese erfolgt ausschließlich von Hand in mehreren Durchgängen zwischen Mitte und Ende September. Das ist wichtig aus zwei Gründen:
1.Es erlaubt selektive Vorernte für Amarone-Material (perfekt gesunde, lockerbeerige Trauben mit hoher phenolischer Reife).
2.Es trennt Parzellen, statt sie auf einen Nenner zu bringen.

Jede Lage wird separat vinifiziert. Das ist für die Region nicht selbstverständlich, sondern Ausdruck eines Burgund-Blicks auf Valpolicella: Herkunft wird segmentiert, nicht geglättet. Die Erträge bleiben bewusst niedrig, um Konzentration, Ausdruck und definierte Tanninstruktur zu erreichen.

Vinifikation & Stilistik

Die Philosophie im Keller ist klar: Sauber, kontrolliert, nicht laut.

Ripasso-Technik

Beim Valpolicella Superiore Ripasso wird der junge Valpolicella-Wein auf die Schalen des Amarone gelegt und erneut vergoren. Ergebnis: mehr Tiefe, mehr Glycerin, dunklere Aromatik – aber (bei Brigaldara) ohne klebrige Süße. Das ist der Punkt, an dem viele Ripassi am Markt schwächeln. Brigaldara versucht, diese Kategorie ernst zu nehmen, nicht als reinen Crowd-Pleaser.

Amarone della Valpolicella Classico DOCG

Der Amarone folgt der klassischen Appassimento-Methode. Die Trauben trocknen rund 120 Tage lang in gut belüfteten Räumen, werden erst im Januar gepresst, dann langsam vergoren. Das Ziel ist nicht Wucht um jeden Preis, sondern Tiefe plus Frische. Wichtig ist hier der Umgang mit der Temperaturführung während der Gärung: Zu warm, und der Wein wirkt gekocht. Zu kühl, und man riskiert Restzucker. Brigaldara arbeitet an dieser Stelle bewusst kontrolliert, um die Gärung durchzubringen und gleichzeitig nicht in Richtung Likörigkeit abzurutschen.

Holzeinsatz

Der Ausbau kombiniert kleine französische Barriques und große slavonische Eichenfässer. Das ist kein Stilbruch, sondern Werkzeug. Kleinere Fässer bringen Präzision im Tanninmanagement, große Fässer halten die Frucht breit und verhindern Vanille-Überzeichnung. Ergebnis: Der Wein schmeckt nicht nach Holz, sondern nach Herkunft.

Brigaldaras Stil lässt sich so zusammenfassen:
•Struktur statt Alkoholwucht
•Klarheit statt Überreife
•Reintönige Frucht statt oxidativer Süße

Das Portfolio von Brigaldara

Brigaldara produziert rund 350.000 Flaschen jährlich – also keine Mikroedition, sondern eine ernsthafte, reproduzierbare Qualitätskonstanz. Innerhalb dieser Menge stehen mehrere klar definierte Weinstile:

Valpolicella DOC

Der direkte Zugang zum Haus. Schlank, saftig, kirschbetont, mit Trinkfluss. Kein Ausbau auf Maximaleindruck, sondern ein Valpolicella, der seriös ist und trotzdem alltagstauglich bleibt. Das ist wichtig, weil viele Basisvalpolicella am Markt wässrig oder belanglos wirken. Brigaldara positioniert ihn als ernstzunehmenden Wein, nicht als bloßes „Rot zu Pasta“.

Valpolicella Superiore Ripasso DOC

Sensorisch ein Zwischenschritt: dunklere Frucht, würzige Andeutung von Tabak und Kakao, mehr Volumen, feinere Viskosität am Gaumen, aber noch immer mit lebendiger Säure. Für viele Konsumenten ist das die stilistische Mitte Valpolicellas zwischen Frische und Tiefe – das erklärt, warum Ripasso oft zur Lieblingskategorie wird, gerade in nördlichen Märkten.

Amarone della Valpolicella Classico DOCG

Das Aushängeschild. Dunkel, stoffig, getrocknete Kirsche, Kräuter, balsamischer Zug, dazu ein klar definierter Kern statt Breite um jeden Preis. Bei Brigaldara ist Amarone nicht nur Opulenz, sondern Kontrollarbeit. Der Alkohol wird integriert, nicht ausgestellt.

Case Vecie Amarone

Einzellagen-Amarone aus Grezzana (Valpantena). Die dortige Höhenlage bringt verzögerte Reife, straffere Säure und linearere Struktur. Das ist wichtig: Während viele Amarone über Volumen argumentieren, argumentiert Case Vecie über Linie. Das macht ihn spannender für Sammler und Sommeliers, die Lagerfähigkeit und Profil suchen, statt nur Fülle.

Recioto della Valpolicella DOCG

Historisch gesehen der Ursprung des Amarone-Stils. Hier bleibt Restsüße bewusst stehen. Bei Brigaldara wirkt der Recioto nicht wie Dessertwein zum Tiramisu, sondern eher wie konzentrierte Kirsch-Würze mit bitterer Schokolade und reifer Tanninstruktur. Sauber gemacht, aber klar eine Nische. Nichts für das breite Publikum, eher für Liebhaber klassischer Stilistik.

Auffällig: Brigaldara arbeitet konsequent durch alle Kategorien mit dem gleichen Anspruch. Es gibt keinen “Einsteigerwein, der egal ist”. Das ist ein Qualitätsindikator.

Nachhaltigkeit & Verantwortung

Brigaldara wurde 2022 mit dem „Sustainable Viticulture Award“ von Gambero Rosso ausgezeichnet. Diese Auszeichnung bescheinigt nicht nur ökologische Maßnahmen, sondern auch soziale Verantwortung in der Betriebsführung.

Zentrale Punkte:
•Begrünung der Rebzeilen zur Erosionskontrolle.
•Reduzierter chemischer Pflanzenschutz, stattdessen gezieltes Arbeiten mit Begrünungen und Durchlüftung, um Pilzdruck zu senken.
•Effizienter Umgang mit Wasserressourcen, also kontrollierte Bewässerung statt Dauerversorgung.
•Energieoptimierung im Keller.

Wichtig hierbei: Nachhaltigkeit ist bei Brigaldara kein Etikett und keine Marketingfloskel im Prospekt, sondern Teil der betriebsstrategischen Positionierung. Und das zahlt auf Glaubwürdigkeit ein – gerade in einer Region, in der traditionell Ertrag vor Ökologie stand.

Die Familie Cesari und die Handschrift im Keller

Stefano Cesari ist der Architekt des heutigen Brigaldara-Profils. Er brachte zwei Elemente zusammen, die die Valpolicella lange nicht in dieser Konsequenz kombiniert hat:
1.Parzellenweise Vinifikation.
2.Differenzierter Holzeinsatz in Abhängigkeit von Rebsorte, Stilistik und geplanter Trinkreife.

Heute arbeitet Stefano gemeinsam mit seinen Brüdern Antonio und Lamberto Cesari. Damit bleibt Brigaldara ein Familiengut mit klarer interner Kontrolle. Das ist relevant für Konstanz: Der Stil ist nicht abhängig von angestellten Berater-Önologen, sondern bleibt in der Familie.

Philosophisch steht Cesari für die Überzeugung, dass Wein Herkunft abbilden soll und nicht Kellertechnik. Wichtig ist aber: Er versteht Herkunft analytisch, nicht romantisch. Er arbeitet mit Zahlen, Selektion, Temperatursteuerung – nicht mit Nostalgie.

Stilistische Alleinstellungsmerkmale

Was unterscheidet Brigaldara von vielen anderen Produzenten der Valpolicella?
Balance statt Schwere

Die Weine sind dicht, aber nicht müde. Das ist gerade beim Amarone entscheidend. Brigaldara liefert Kraft, aber hält Säure und Frische im Spiel. Wer Amarone qualitativ ernst nimmt, aber die überkonzentrierte, fast likörartige Stilistik satt hat, findet hier genau den Gegenentwurf.
Parzellenfokus

Viele Betriebe füllen nach Stil (Valpolicella, Ripasso, Amarone), Brigaldara denkt zunehmend nach Lage. Diese Denkweise ist näher an Burgund als an der alten Valpolicella-Logik. Das stärkt die Herkunftsaussage.
Technische Disziplin

Temperaturkontrolle, Handernte, Trocknungsmanagement beim Appassimento: Das alles dient der Präzision. Brigaldara ist kein „rustikaler Traditionsbetrieb“, sondern arbeitet kontrolliert, fast klinisch sauber – aber ohne den Wein zu sterilisieren.
Nachhaltigkeit als Produktionsstandard

Nicht jeder Amarone-Erzeuger der Region kann heute glaubwürdig über ökologische Verantwortung sprechen. Brigaldara schon.

Träne der Olive – klarer Anspruch

Die Träne der Olive steht für ein Sortiment, das wir selbst auswählen und verantworten. Wir arbeiten nur mit Produkten, hinter denen wir persönlich stehen. Das betrifft alle Bereiche: Wein, Olivenöle, Essige, Oliven und weitere Feinkost.

Die Auswahl treffen Christos und Dimitra gemeinsam. Für Christos spielt seine Erfahrung eine große Rolle. Er hat viele Jahre in Berlin, München und Wiesbaden gearbeitet – sowohl in der Küche als auch im Service. Dadurch kennt er die Anforderungen, die gute Produkte im Alltag erfüllen müssen.

2017 absolvierte er im Weingut Costa Lazaridis in Griechenland eine Weinschulung, die ihm zusätzliche Einblicke in die Arbeit moderner griechischer Weingüter gegeben hat.

Zum Thema griechischer Wein sagt Christos:

„‚Griechischer Wein‘ kennt jeder als Lied. Aber mit dem heutigen Wein aus Griechenland hat das nichts zu tun. Die Qualität hat sich deutlich weiterentwickelt. Viele Weingüter arbeiten heute stabil, klar und auf einem Niveau, das international ernst genommen wird.“

Unser Grundsatz ist klar:

Wir führen nur Produkte, von denen wir selbst überzeugt sind.

Jedes Produkt wird probiert, verglichen und bewusst ausgewählt. Es kommt nichts ins Sortiment, das wir nicht selbst empfehlen würden.