Tannat
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Kaum eine Rebsorte steht so kompromisslos für Struktur wie Tannat. Ursprünglich im französischen Südwesten beheimatet und heute untrennbar mit Uruguay verbunden, hat sie sich vom rustikalen Landweinlieferanten zu einer international respektierten Varietät entwickelt. Ihre Geschichte, ihr Terroir und ihre sensorische Signatur sind eng miteinander verwoben – und ergeben ein Rebsortenprofil, das sich klar von den gängigen roten Leitreben abhebt.
Die dokumentierte Geschichte der Rebsorte setzt im späten 18. Jahrhundert im Département Hautes-Pyrénées ein. Von dort aus verbreitete sich Tannat in den Südwesten Frankreichs, insbesondere nach Madiran, das bis heute als ihr klassisches Kerngebiet gilt.
Im 19. Jahrhundert verlässt die Rebe ihren ursprünglichen Radius: Baskische Auswanderer nehmen Pflanzmaterial mit nach Südamerika und etablieren Tannat in Uruguay. Die klimatischen Bedingungen – maritim geprägt, mit moderaten Temperaturen und konstanter Luftbewegung – erweisen sich als ideal. Innerhalb weniger Jahrzehnte wird die Rebsorte dort stilbildend und erhält den lokalen Namen Harriague. Heute gilt sie als inoffizielle „Nationalrebe“ Uruguays.
In Madiran zeigt Tannat ihren „klassischen“ Charakter: dunkle Farbe, hohe Gerbstoffwerte, klare Struktur. Die Reben stehen vor allem auf Lehm- und Kalkböden mit kiesigem Untergrund, in einem Klima, das vom Atlantik beeinflusst wird. Die Weine sind in der Jugend oft straff, mit deutlicher Säure und einem Tanningerüst, das Flaschenreife voraussetzt.
Aus Madiran stammt auch ein technischer Wendepunkt: Die Mikrooxidation wurde hier entwickelt, um die dominanten Tannine gezielter zu integrieren und die Weine früher zugänglich zu machen, ohne ihre Struktur aufzugeben.
Neben Madiran findet man Tannat in weiteren Appellationen des Südwestens – etwa in Saint-Mont oder als Cuvée-Bestandteil in anderen Herkunftsbezeichnungen. Häufig dient die Rebsorte dort als Baustein für Farbintensität und Struktur.
In Uruguay zeigt Tannat eine andere Seite. Das maritime Klima mit milden Sommern, regelmäßigen Winden und tonhaltigen Böden ergibt Weine, die zwar kraftvoll sind, aber deutlich zugänglicher wirken als viele französische Pendants. Die Tannine fallen oft runder aus, die Frucht wirkt saftiger, die Textur weniger kantig.
Tannat nimmt dort einen hohen Anteil an der Gesamtfläche ein und prägt das Profil des Landes. Je nach Region – etwa küstennah oder weiter im Inland – entstehen Varianten von konzentrierten Barrique-Weinen bis hin zu fruchtbetonten, moderner interpretierten Stilen mit klarer Struktur, aber mehr Trinkfluss.
Über Frankreich und Uruguay hinaus ist Tannat in mehreren Ländern vertreten, wenn auch in deutlich kleineren Flächen:
•Argentinien und Brasilien – meist in Regionen mit ausreichend Wärme und gelegentlich in Höhenlagen, häufig in Cuvées.
•USA – vorrangig in Kalifornien, punktuell auch in anderen Staaten; dort oft als Nischenwein für ein spezialisiertes Publikum.
•Südafrika und Australien – zum Teil als Verschnittpartner in körperreichen Rotweinblends.
Tannat zählt zu den farb- und tanninreichsten Rotweinsorten überhaupt. Dafür verantwortlich sind:
•Dicke, blau-schwarze Beerenhaut – sie liefert hohe Farbintensität und viele Gerbstoffe.
•Hoher Kernanteil – zusätzliches Tanninpotenzial aus den Kernen.
•Mittlere bis kompakte Trauben – erfordern sorgfältige Laubarbeit und Ertragskontrolle.
Die Rebsorte reift spät und braucht eine lange Vegetationsperiode. Gerade in Regionen mit kühleren Jahrgängen ist der Lesezeitpunkt entscheidend: Nur physiologisch vollreife Trauben führen zu einem Tanninprofil, das kraftvoll, aber nicht aggressiv wirkt. Bei zu früh geernteten Trauben zeigen sich schnell trockene, rustikale Gerbstoffe.
Ein Vorteil der Rebsorte ist ihre relative Robustheit gegenüber Pilzkrankheiten. Die stabile Beerenschale und die dichte Struktur erlauben den Anbau auch in Regionen mit höherem Niederschlag – ein wichtiges Kriterium für den Südwesten Frankreichs und das maritime Uruguay.
Im Keller verlangt Tannat präzise Entscheidungen. Der Winzer oder die Winzerin steuert über Extraktion, Gärführung und Ausbau maßgeblich, ob das Tannin straff und fein oder grob und trocken wirkt.
•Maischestandzeit und Extraktion
Längere Maischestandzeiten erhöhen Struktur und Tiefe, bergen aber die Gefahr überextrahierter Tannine. Gerade in Madiran wird daher mit kontrollierter Extraktion gearbeitet – gezielte Remontage statt permanenter, aggressiver Eingriffe.
•Mikrooxidation und Holz
Die Mikrooxidation hat sich als Werkzeug etabliert, um die Tannine früh zu polymerisieren. Ergänzend wird Tannat häufig im Holz ausgebaut, vom Barrique bis zum großen Fass. Ziel ist nicht primär Vanillearomatik, sondern die Einbindung der Gerbstoffe.
•Cuvée-Partner
In Frankreich wird Tannat gern mit Rebsorten wie Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon oder Fer Servadou kombiniert. Diese Partner bringen zusätzliches Aromenspektrum, etwas mehr Frische und – je nach Anteil – einen leichter zugänglichen Gaumen. In Uruguay finden sich sowohl reinsortige Tannat-Weine als auch Blends, in denen Merlot oder andere Sorten für etwas mehr Rundung sorgen.
Tannat ist im Glas deutlich zu erkennen: Die Weine zeigen ein intensives, fast undurchsichtiges Rubinviolett bis hin zu tiefem Purpur. In der Jugend wirkt die Farbe oftmals fast schwarz im Kern.
Typische Aromen sind:
•dunkle Beeren: Brombeere, schwarze Johannisbeere, Holunder
•reife Pflaume, gelegentlich in Richtung Dörrobst
•dunkle Schokolade, Lakritz, Tabak
•bei Reife: Noten von Leder, Unterholz, Rauch
Je nach Herkunft verschiebt sich die Gewichtung:
Madiran wirkt häufig kühler, mit mehr graphitartigen und würzigen Anklängen. Uruguay betont oft saftigere Frucht und etwas weichere, runde Würznoten.
Am Gaumen zeigt Tannat:
•hohes, strukturgebendes Tannin
•mittlere bis hohe Säure
•vollen Körper
•lange, klare Linien im Nachhall
Frankreich (Madiran):
Die Weine sind in der Jugend meist kompakt, mit deutlicher Gerbstoffpräsenz. Sie profitieren von Flaschenreife und entwickeln dann eine komplexe, eher klassische Struktur.
Uruguay:
Hier treten in vielen Weinen Frucht und Saftigkeit stärker in den Vordergrund. Die Tannine bleiben präsent, sind aber häufiger rund und poliert. Das macht uruguayischen Tannat oft früher trinkreif, ohne das Profil der Rebsorte zu verwischen.
•Hoher Tanningehalt
Tannat gilt als eine der gerbstoffreichsten Rotweinsorten – ein klarer Vorteil, wenn es um Struktur und Lagerfähigkeit geht, eine Herausforderung, wenn der Wein jung konsumiert wird.
•Polyphenole und Resveratrol
Analysen attestieren Tannat einen hohen Gehalt an Polyphenolen, darunter Procyanidine und Resveratrol. Diese Werte werden oft in der Kommunikation hervorgehoben. Wichtig ist dabei eine nüchterne Einordnung: Es handelt sich um ein weinbaulich-chemisches Merkmal, nicht um eine Gesundheitsproklamation.
•Lagerfähigkeit
Seriöse Tannat-Weine, insbesondere aus Madiran und von Spitzenbetrieben in Uruguay, sind auf eine Reifedauer von vielen Jahren ausgelegt. Mit der Zeit wirken die Tannine feiner, die Aromatik differenzierter.
•Terroir-Spiegel
Die Rebsorte reagiert sensibel auf Klima und Boden. Der direkte Vergleich von Tannat aus Madiran und Uruguay zeigt, wie stark sich Herkunft und Ausbau auf Stilistik und Zugänglichkeit auswirken.
Die globale Anbaufläche liegt im mittleren vierstelligen Hektarbereich. Frankreich und Uruguay dominieren, gefolgt von kleineren Flächen in Südamerika, Nordamerika und einzelnen Regionen der Neuen Welt.
Tannat kann hohe Erträge liefern. Qualitätsorientierte Betriebe steuern daher konsequent gegen: reduzierte Ertragsmenge, selektive Lese, sorgfältige Laubarbeit. In Jahren mit extremen Witterungsverläufen – etwa Trockenperioden in Uruguay – schwanken die Erträge spürbar, was sich auf Konzentration und Tanninstruktur auswirken kann.
In der sensorischen Wahrnehmung wird Tannat häufig mit Cabernet Sauvignon und Malbec verglichen:
•Wie Cabernet Sauvignon baut Tannat ein markantes Gerbstoffgerüst und besitzt klares Lagerpotenzial.
•Wie Malbec kann Tannat bei vollständiger Reife eine intensive dunkle Frucht und ein satteres, manchmal beinahe cremiges Mundgefühl entwickeln.
Die Träne der Olive steht für ein Sortiment, das wir selbst auswählen und verantworten. Wir arbeiten nur mit Produkten, hinter denen wir persönlich stehen. Das betrifft alle Bereiche: Wein, Olivenöle, Essige, Oliven und weitere Feinkost.
Die Auswahl treffen Christos und Dimitra gemeinsam. Für Christos spielt seine Erfahrung eine große Rolle. Er hat viele Jahre in Berlin, München und Wiesbaden gearbeitet – sowohl in der Küche als auch im Service. Dadurch kennt er die Anforderungen, die gute Produkte im Alltag erfüllen müssen.
2017 absolvierte er im Weingut Costa Lazaridis in Griechenland eine Weinschulung, die ihm zusätzliche Einblicke in die Arbeit moderner griechischer Weingüter gegeben hat.
Zum Thema griechischer Wein sagt Christos:
„‚Griechischer Wein‘ kennt jeder als Lied. Aber mit dem heutigen Wein aus Griechenland hat das nichts zu tun. Die Qualität hat sich deutlich weiterentwickelt. Viele Weingüter arbeiten heute stabil, klar und auf einem Niveau, das international ernst genommen wird.“
Unser Grundsatz ist klar:
Wir führen nur Produkte, von denen wir selbst überzeugt sind.
Jedes Produkt wird probiert, verglichen und bewusst ausgewählt. Es kommt nichts ins Sortiment, das wir nicht selbst empfehlen würden.