Weinregion Apulien
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Apulien, der äußerste Südosten Italiens, hat jahrzehntelang für Volumen gestanden. Große Flächen, hohe Erträge, Rotwein in Masse. Dieses Bild ist historisch richtig – aber heute unvollständig. Der „Absatz des Stiefels“ gehört zu den produktivsten Weinregionen Europas, ja. Aber er hat sich professionalisiert. Hinter den 100.000+ Hektar Rebfläche stehen inzwischen klar definierte Herkünfte (4 DOCG, 28 DOC, 6 IGP), eigenständige Sortenprofile und ein zunehmend differenziertes Stilverständnis
Apulien lässt sich nicht sinnvoll als eine homogene „Süditalien-Region“ beschreiben. Es sind drei technische Zonen mit klaren Profilen.
Der Salento ist der südlichste Teil Apuliens, die Halbinsel zwischen Adria und Ionischem Meer. Das Klima ist heiß und trocken, der Niederschlag gering. Entscheidend sind aber die permanenten Winde – Tramontana aus dem Norden, Scirocco aus dem Süden. Sie verhindern Hitzestau in den Weinbergen und reduzieren Krankheitsdruck.
Böden: Die typischen roten, eisenhaltigen Ton- und Sandauflagen („terra rossa“) über Kalkstein speichern Wasser und geben gleichmäßig nach. Genau das ermöglicht hohe physiologische Reife ohne völlige Überextraktion.
Stil: konzentrierte, würzige Rotweine (Primitivo, Negroamaro), körperreich, aber zunehmend sauber geführt. Salento ist außerdem traditionell ein Zentrum für Rosato, nicht als Nebenprodukt, sondern als bewusst erzeugter Stil.
Rund um Castel del Monte und die Hochebenen der Murgia ändert sich das Bild. Kalk, Tuff, Karst – deutlich mineralischer Untergrund, kargere Böden, geringere Wuchskraft der Reben.
Das Mikroklima ist kontinentaler als man in Apulien erwartet: spürbare Tag-Nacht-Amplitude, kühlere Nächte, langsamere Ausreifung. Das gibt den Trauben Spannung und Tanninaufbau. Hier steht weniger die Fülle im Vordergrund als Textur, Gerbstoff und Langlebigkeit, vor allem beim Nero di Troia.
Diese Zone bildet die Grundlage mehrerer DOCG-Bezeichnungen (z. B. Castel del Monte Nero di Troia Riserva DOCG). Das ist für Apulien wichtig, weil hier Herkunft rechtlich klar mit Stil verknüpft ist.
Die Valle d’Itria und die nördlichen Areale bis zur Provinz Foggia sind geologisch heller, kalkreicher, oft höher gelegen und nachts spürbar kühler. Das ist der Grund, warum Apulien überhaupt ernstzunehmende Weißweinprofile anbieten kann.
Rebsorten wie Verdeca, Bianco di Alessano oder auch Fiano Minutolo liefern trockene, geradlinige Weißweine mit frischer Säure und klarer Kontur. Wichtig ist hier nicht aromatische Opulenz, sondern Balance und ein mineralischer Zug. Für Süditalien immer noch ein starkes Verkaufsargument: Weißweine, die nicht breit, sondern präzise sind.
Apulien steht nicht für „italienische Weine allgemein“, sondern für eine Reihe klarer, autochthoner Schlüsselrebsorten. Deren Lesezeitpunkte, physiologische Entwicklung und typischer Ausbau sind der Kern der regionalen Identität.
•Lese: sehr früh, meist Ende August bis Anfang September.
•Stil: intensive, dunkle Frucht (Pflaume, Brombeere), warme Würze, meist weiches Tannin.
•Wichtig: Primitivo ist nicht gleich Primitivo. In Manduria tendiert er zu hoher Dichte und Alkohol; in Gioia del Colle wirkt er oft frischer, straffer, mit spürbarer Säure und weniger marmeladiger Überreife. Das ist ein internes Spannungsfeld der Region und ein Qualitätsargument.
•Lese: Ende September bis Anfang Oktober.
•Stil: dunkle Frucht, mediterrane Kräuterwürze, ein leicht erdiger Kern.
•Rolle: Negroamaro ist nicht nur Rot. Er ist die Basis vieler ernstzunehmender Rosati Apuliens. Das ist kein modischer Rosé, sondern ein bewusst vinifizierter Stil mit eigenem Standing.
•Lese: spät, Anfang bis Mitte Oktober.
•Stil: straffes Tannin, klare Struktur, oft kühler in der Aromatik als Primitivo und Negroamaro.
•Positionierung: Nero di Troia ist die Rebsorte, mit der Apulien zeigt, dass es nicht nur „süßlich-warme“ Rotweine kann, sondern langlebige, kantigere Typen mit Alterungspotenzial.
Fast verschwunden, jetzt wieder etabliert, immer noch selten. Die Sorte bringt hohe Farbdichte, Würze und markante Textur. Susumaniello ist für Apulien wichtig, weil er Differenzierung schafft. Wer heute von „moderner apulischer Identität“ spricht, nennt diese Sorte.
Bombino Nero, Malvasia Nera, Aleatico, Verdeca, Bianco di Alessano, Fiano Minutolo: Diese Rebsorten sind nicht Dekoration. Sie sichern sensorische Breite. Vor allem Verdeca und Fiano Minutolo sind entscheidend für das Bild Apuliens als mehr als nur Rotweinlieferant.
In Apulien gibt es viele DOC- und IGP-Namen, aber einige Bezeichnungen bilden den Kern der Qualitätswahrnehmung.
Manduria gilt als Referenz für kraftvolle, konzentrierte Primitivo-Interpretationen. Die DOCG Dolce Naturale steht für süße Versionen; die trockene DOC ist international der Schlüsselstil. Dichte Frucht, deutlicher Alkohol, weiche Textur.
Weniger bekannt außerhalb der Fachwelt, aber in Diskussionen um Finesse inzwischen unverzichtbar. Hier zeigt Primitivo mehr Frische, spürbare Säure und merklich weniger Überreife. Das ist die technisch „kontrollierte“ Seite des Primitivo.
Castel del Monte Rosso Riserva DOCG, Nero di Troia Riserva DOCG, Bombino Nero DOCG: Diese Bezeichnungen sind wichtig, weil sie Apulien ein Argument geben, das bislang klassischen nördlichen Herkunftsgebieten vorbehalten war – also klar definierte, streng kontrollierte Rotweine mit Anspruch auf Lagerfähigkeit und eigenständige Rosé-Typizität.
Negroamaro in Reinform. Rot, aber auch Rosato. Diese DOC hat Salento lange geprägt und ist heute noch ein Anker für Konsumenten, die „typisch Apulien“ suchen.
Diese Namen stehen für helle, kalkbetonte Weißweine mit seriöser Frische. Sie korrigieren das alte Bild, Apulien könne „nur schwer und dunkel“.
Im nördlichen Apulien verankert. Steht für unkompliziertere, fruchtbetonte Weiß- und Schaumweine. Relevant als Volumenstil, weniger als Prestige-Herkunft.
Der aktuelle Qualitätssprung Apuliens ist nicht „Marketing“, sondern beruht auf messbaren Veränderungen in Weinberg und Keller:
•Selektive Handlese statt reiner Massenernte.
•Strengere Ertragskontrolle in älteren Parzellen, teilweise gezielter Rückschnitt zur Konzentrationssteigerung.
•Gärführung mit genauer Temperaturkontrolle: Ziel ist Fruchtklarheit ohne oxidative Breite.
•Holzpolitik differenzierter: weniger neue Barriques als noch vor zehn, fünfzehn Jahren; mehr großvolumiges Holz oder Zweit-/Drittbelegung, um Struktur zu glätten statt Aromatik zu überdecken.
•Bewässerungsmanagement und Photovoltaik zeigen, dass Nachhaltigkeit inzwischen Teil der Produktionsrealität ist und nicht nur ein Verkaufsargument.
Das Ergebnis ist deutlich: Alkohol und Extraktion werden bewusster dosiert. Es geht nicht mehr darum, den kräftigsten Wein des Südens zu präsentieren, sondern einen Wein mit Wiedererkennungswert.
Einige Betriebe stehen exemplarisch für diese Entwicklung. Nicht als „Werbung“, sondern als Marker der Stilistik.
Bekannt für selektierten Primitivo von alten Reben. Zeigt, wie hoch die Dichte eines Primitivo sein kann, ohne komplett in Süße und Holz zu kippen.
Mit Bocca di Lupo in der Murgia (u. a. Aglianico, Nero di Troia) und Masseria Maìme im Salento (Primitivo): verbindet regionaltypische Reben mit sehr klarer Kellerdisziplin.
Traditionshaus, das Nero di Troia früh ernst genommen hat und maßgeblich daran beteiligt war, Castel del Monte qualitativ nach vorne zu bringen.
Historisch wichtig für Rosato aus Negroamaro („Five Roses“ gilt als der erste kommerzielle Rosé Italiens in Flaschenfüllung). Relevant, weil Rosato in Apulien kein Nebenprodukt ist, sondern Stil.
Älteste Genossenschaft Apuliens (gegründet 1932). Steht stellvertretend für den Wandel im Genossenschaftssektor: weg von reiner Menge, hin zu kontrollierter Herkunft beim Primitivo.
Zentral für die Wiederentdeckung des Susumaniello. Liefert den Beweis, dass Apulien noch immer Sortenpotenzial hat, das nicht ausgeschöpft ist.
Die Träne der Olive steht für ein Sortiment, das wir selbst auswählen und verantworten. Wir arbeiten nur mit Produkten, hinter denen wir persönlich stehen. Das betrifft alle Bereiche: Wein, Olivenöle, Essige, Oliven und weitere Feinkost.
Die Auswahl treffen Christos und Dimitra gemeinsam. Für Christos spielt seine Erfahrung eine große Rolle. Er hat viele Jahre in Berlin, München und Wiesbaden gearbeitet – sowohl in der Küche als auch im Service. Dadurch kennt er die Anforderungen, die gute Produkte im Alltag erfüllen müssen.
2017 absolvierte er im Weingut Costa Lazaridis in Griechenland eine Weinschulung, die ihm zusätzliche Einblicke in die Arbeit moderner griechischer Weingüter gegeben hat.
Zum Thema griechischer Wein sagt Christos:
„‚Griechischer Wein‘ kennt jeder als Lied. Aber mit dem heutigen Wein aus Griechenland hat das nichts zu tun. Die Qualität hat sich deutlich weiterentwickelt. Viele Weingüter arbeiten heute stabil, klar und auf einem Niveau, das international ernst genommen wird.“
Unser Grundsatz ist klar:
Wir führen nur Produkte, von denen wir selbst überzeugt sind.
Jedes Produkt wird probiert, verglichen und bewusst ausgewählt. Es kommt nichts ins Sortiment, das wir nicht selbst empfehlen würden.